Veranstaltung: | Kommunalprogramm Bad Kissingen 2020 |
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Antragsteller*in: | Tobias Eichelbrönner |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.10.2019, 21:28 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A8NEU: Regional leben, regional wirtschaften
Text
Regional leben, regional wirtschaften
In unserem Landkreis gibt es innovative Unternehmen und vielfältige
Arbeitsplätze: Von der Landwirtschaft über die Gesundheitsbranche bis zu
Industriebetrieben, Handel, Gastronomie, Tourismus und Dienstleistungen und
öffentlichen Arbeitgebern wie der Bundeswehr oder der Bundespolizei.
Eine große Herausforderung ist für die Region ist es aber, Arbeitskräfte zu
gewinnen und zu halten. Unternehmen, die ihren Arbeitskräftebedarf nicht decken
können, drohen zu schließen oder abzuwandern. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
suchen eine Region immer mehr auch danach aus, ob es nicht nur für sie selbst,
sondern auch für ihre Partnerinnen und Partner adäquate Beschäftigungsangebote
gibt. Vor allem für hochqualifizierte, nichttechnische Berufe ist das manchmal
nicht einfach. Familien suchen sich Regionen, in denen sich Berufstätigkeit und
Familie für beide Partner gut miteinander vereinbaren lassen: Ein gutes Angebot
an Schulen und Betreuungseinrichtungen ist dabei ebenso wichtig wie
Mobilitätsangebote jenseits des Autos. Eine teure Standortkampagne, die die
Versäumnisse der letzten Jahre nicht überdecken kann und an den Bedürfnissen
junger Familien vorbei geht, ist für uns die falsche Antwort.
Um Fachkräfte für die Region zu gewinnen, wollen wir:
- in enger Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit Unternehmen in der
Region bei der Fachkräftegewinnung miteinander vernetzen, um etwa um
mehrere Stellen in unterschiedlichen Unternehmen gemeinsam zu bewerben.
- Initiativen wie die Jobmesse der Wirtschaftsjunioren unterstützen.
- im Zuge der Verbesserung des Nahverkehrsangebots attraktive Angebote für
Jobtickets für die Beschäftigten unserer Unternehmen entwickeln.
- gemeinsame Angebote von Unternehmen für berufsbegleitenden Lernen und
Fortbildung fördern.
- gezielt um Rückkehrer werben, insbesondere auch für Unternehmensnachfolgen
und Existenzgründungen.
Um neue Unternehmen anzusiedeln und Unternehmensgründungen zu erleichtern wollen
wir:
- die Wirtschaftsförderung des Landkreises zu einem reaktionsschnellen,
innovativen Ansprechpartner fortentwickeln, der für die Anliegen der
Bestandsunternehmen im Landkreis als zentraler Ansprechpartner und
Vermittler zu allen weiteren Behörden ebenso zur Verfügung steht wie
Lösungen für die Ansiedlung und Gründung neuer Unternehmen sucht.
- Flächen für Industrie und Gewerbe konzentriert und gemeinsam im Landkreis
vermarkten.
- einen Existenzgründungspreis des Landkreises ausloben.
Der innerörtliche, kleinflächige Einzelhandel im Landkreis ist stark unter
Druck. Während die traditionellen Einkaufsstraßen in unseren Städten gegen
Leerstand kämpfen und auf den Dörfern die Nahversorgung immer schwieriger wird,
werden immer noch neue großflächige Märkte außerhalb der Ortschaften genehmigt
und gebaut, oft das Aus für den letzten Bäckerbetrieb am Ort. Die wenigen großen
Handelsketten mit ihrem monotonen Angebot, die die Preise für die Landwirtschaft
diktieren, werden dadurch immer stärker. Die Wertschöpfung wandert aus der
Region ab. Wer nicht mit dem Auto mobil ist, hat es immer schwerer, sich zu
versorgen. Wir sind davon überzeugt: Es geht auch anders. Wir wollen
Nahversorgung und kleinen Einzelhandel stärken, indem wir:
- die Ausweisung großflächigen Einzelhandels in Ortsrandlagen und außerhalb
der Ortschaften beenden.
- das Wohnen in den Stadtzentren und Ortskernen sowie Fuß-, Rad und
öffentlichen Verkehr fördern. Wer um die Ecke wohnt, kauft auch um die
Ecke ein.
- innovative Ideen wie gemeinsame Onlineauftritte und Lieferangebote für den
kleinen Einzelhandel fördern.
- professionelle gemeinsame Einkaufs- und Betriebsstrukturen für Dorfläden
erschließen, damit diese wirtschaftlicher arbeiten können.
Die bäuerliche, familiäre Landwirtschaft prägt unsere Landschaft und unsere
Dörfer, und das soll auch so bleiben. Wir wollen die Landwirtschaft
unterstützen, indem wir:
- die regionale Lebensmittelverarbeitung fördern und wieder aufbauen, wo sie
schon so gut wie verschwunden ist. Wir brauchen regionale Möglichkeiten zu
schlachten und Obst, Getreide oder Milch zu verarbeiten.
- die Vermarktung von Produkten aus der Region weiter voran bringen, damit
Verbraucher*innen, die sich regional ernähren wollen, auch ein Angebot
vorfinden. Dazu wollen wir Erzeugermärkte und Regionalläden ausbauen und
die Entwicklung weiterer regionaler Marken und Produkte fördern.
- den Anteil von Bio- und regionalen Lebensmitteln in
Gemeinschaftseinrichtungen und Kantinen erhöhen.
- eine flächensparende Politik betreiben, um die wertvollen
landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten.
Der Weinbau ist eine starke Marke unserer Region, Gastronomie und Tourismus sind
wichtige Branchen. Viele junge Winzerinnen und Winzer haben in den letzten
Jahren erfolgreich in die Qualität ihrer Produkte und die Vermarktung investiert
und sind damit zum Vorreiter für Innovation in der Region geworden. Gaststätten
und Übernachtungsbetriebe leiden neben Personalmangel vor allem unter
Investitionsstau und steigenden Auflagen. Gaststätten sind für uns
unverzichtbare Orte der Begegnung und der Gemeinschaft. Wir wollen Weinbau,
Tourismus und Gastgewerbe fördern, indem wir:
- die unübersichtliche Vielfalt von Akteuren im Tourismusmarketing straffen
und und es professionalisieren
- die Erschließung insbesondere des nahen Rhein-Main-Gebiets als Absatzmarkt
mit Potenzial für unseren Wein und als potenziellen Markt für
Weintourismus besonders in den Fokus nehmen
- in den Wintermonaten ein Angebot für „Kultur und Begegnung in der
Gastwirtschaft“ schaffen, das Lesungen, Vorträge und Musik auf die Dörfer
bringt
- systematisch und gemeinsam mit dem Gastgewerbe und anderen Akteuren
prüfen, mit welchen Angeboten die touristische Saison verlängert werden
kann.
- systematisch und gemeinsam mit den Akteuren prüfen, wie das Angebot für
bestimmte Zielgruppen wie Familien und Senioren attraktiver und besser
vermittelt werden kann.
- unfaire Konkurrenz durch öffentlich geförderte Angebote für das private
Gastgewerbe zu verhindern.
- Kooperationen zwischen Gastgewerbe und anderen Akteuren zur Verbreiterung
des Angebots auf den Weg bringen, zum Beispiel Mitgliedschaften von
Übernachtungsbetrieben in Vereinen oder ähnliche Kooperationen, durch die
Gästen die Mitnutzung von Schwimmbädern oder Tennishallen und -plätzen,
der Besuch von hochklassigen Sportereignissen im Landkreis oder ähnliches
mit angeboten werden kann.
Qualifizierte und innovative Arbeitsplätze und Konzepte
fördern
In hochqualifizierten Berufen aus vielen Arbeitsreichen zum Beispiel der
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik und auch
Geisteswissenschaften ist das Arbeitsplatzangebot im Landkreis auf wenige Firmen
und Angebote beschränkt.
Junge Menschen die nach Studium und Berufserfahrung aus Großstädten zurück in
den Landkreis kommen wollen, finden vor Ort selten ein breites Stellenangebot in
ihrem Fachbereich oder müssen weite Pendelstrecken in Kauf nehmen. Größere
Gemeinschaften von Kolleginnen und Kollegen zum fachlichen Austausch sind in
unserer dünner besiedelten Region naturgemäß schwerer zu finden.
Die Digitalisierung kann hier eine große Chance sein qualifizierte Arbeitsplätze
aus allen Berufssparten in unserer Region zu schaffen. Die Politik vor Ort hat
Möglichkeiten fördernd einzugreifen
• offene Branchentreffen wie zum Beispiel sog. Meetups können durch
Verwaltungen und den Fachleuten mit initiiert und gefördert werden.
• Gemeinschaftliche Arbeitsräume und Coworking können öffentlich gefördert und
bewerben werden.
Wer regelmäßig oder Gelegentlich weitere Strecken pendeln muss, wird dazu
weitaus lieber im Landkreis Bad Kissingen starten, wenn es öffentliche
Verkehrsmittel mit zuverlässigem Internet gibt. Daher sollen
• Busse und Bahnen im Landkreis eine zuverlässige Breitbandanbindung an das
Internet bereitstellen.
• Gute Anbindungen an den Fernverkehr besondere Beachtung finden.
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